MFG-Kolumne aus Juni 2013
St. Pölten.
Der St. Pöltner ist ein tüchtiger, ich hab ihn ganz besonders lieb. Der St. Pöltner kennt sich aus in Paris und in New York, dann fährt er nach Ungarn und isst die größte Grillplatte. Der St. Pöltner hat einen großen Schlüsselbund, den zeigt er auch gern her. Der St. Pöltner weiß genau, wo Mariazell ist und hat Formel 1 schon in natura gesehen. Dann erklärt er, wie laut das in Wirklichkeit ist. Der St. Pöltner hatte schon Equalizer im Auto, da gab es in Wien noch nicht einmal eine U-Bahn. Der St. Pöltner geht im Freibad so lässig neben dem Beckenrand wie sonst niemand auf der Welt.
Der St. Pöltner hat den modernsten Seifenspender und die modernste Frisur. Die erste Pizzeria der Welt gab es in St. Pölten. Der St. Pöltner hat Freunde beim ORF. Der St. Pöltner fährt in die SCS und zum IKEA als wär das nix. Der St. Pöltner hat die meisten Fernsehprogramme, die meisten Fernbedienungen und die tollsten Gewürzregale. Der St. Pöltner weiß, was Ampere sind. Der St. Pöltner lenkt in die Tiefgarage mit einer Hand, da sind links und rechts maximal zwei Zentimeter Spielraum.
Wenn der St. Pöltner bei einem Erotik-Messe-Plakat vorbeigeht, muss er husten, sowas interessiert ihn nicht, außerdem kennt er wen, der die Pamela Anderson persönlich kennt. Sein bester Freund aber kennt den Frank Zappa. Sein allerbester Freund, der ist schon verstorben, war fast dabei als man John Lennon erschossen hat. Fast. Es war knapp. Dem echten St. Pöltner ist überhaupt schon fast sehr viel passiert. Aber er hat rechtzeitig gegengelenkt. Gegenlenken ist eine Erfindung aus St. Pölten.
Für den St. Pöltner ist der Flughafen Schwechat so aufregend wie Zähneputzen, das ist das Normalste der Welt, er sagt auch schon mal zur Badezimmertür ‚Gate‘. Der St. Pöltner hatte zuerst Oralverkehr, dann Firmung, dann Erdbeer-Zitron, dann Pistazien-Haselnuss, dann Sehnenscheidenentzündung, dann Scheidung - weil sie immer mehr Geld wollte. Der St. Pöltner hat in der linken Hosentasche den Jazz und in der rechten eine Zylinderkopfdichtung. Sicherungen aller Art immer in Reserve.
Der St. Pöltner könnte jederzeit, wenn er wollte. Er hätte auch, wenn er gewollt hätte. Der St. Pöltner telefoniert mit Menschen, die standen schon in Tokyo und in London auf der Bühne, dann redet er Englisch als hätte er noch nie etwas anderes gemacht. Der St. Pöltner könnte auch Französisch, aber das ist ihm einfach zu kindisch.
Der St. Pöltner bestellt auch gleich eine große Flasche Bacardi, weil sonst wär er ja blöd. In St. Pölten wurden auch große Errungenschaften erfunden: Bacardi-Cola, ABS, Servolenkung, Zippo-Feuerzeug, Subwoofer, Dezibel, Turbo, PS, Ibiza, Pirelli, all you can eat, Lloret De Mar, UV-Licht, Frequenzweiche, Ray Ban, Türstopper, Doppelklebeband, Tourenzähler, Kalbspariser, Forelle mit Knoblauch, Pizza Quattro Stagioni mit zusätzlich Zusätzlichem, Thunfischspaghetti, Wendegürtel und die S33. Alles aus St. Pölten. Cappuccino mit Verzierung: St. Pölten. Tangabadehose für Männer (sehr geil!) ---> St. Pölten. Der St. Pöltner könnte auch von da bis zum Wörthersee mit dem Motorrad am Hinterrad fahren, aber das ist ihm einfach zu blöd.
So können auch die meisten St. Pöltner das jetzt nicht lesen, die sind nämlich auf den Seychellen oder auf den Malediven oder Mauritius, oder sie sind an der Pielach und erklären, wie man Lagerfeuer macht, das haben nämlich auch wir erfunden. Der St. Pöltner hat alle vergriffenen Aufnahmen - und der St. Pöltner nimmt sicher kein Rexona sondern Axe Final Edition, weil er sich eben auskennt, so ist das.